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Der rote Stuhl 3
Die Herausforderung der Satire: Realsatire

„Wir sind keine verrückten Clowns. Ganz im Gegenteil: Wir sind intelligent, gutaussehend, haben viele Freunde, tolle Hobbies und rocken die ein oder andere Party. Außerdem studieren wir, wie jeder andere auch und sind in den verschiedensten Fachbereichen eingeschrieben. Klingt nicht, als hätten wir einen Grund Hochschulpolitik zu machen. Oder vielleicht doch?“
Juso Hochschulgruppe, „Das sind wir“, Selbstdarstellung auf der Homepage zur SP-Wahl im WiSe 2008/09.

Wenn man ganz stolz ist, ganz konform zu sein - warum sollte man dann noch Politik machen?

- Weil man dafür auch Verantwortung für die Universität übernehmen muß, so wie sie ist. Das ist auch ein Aufstiegsmodell.

Die bunten Werbekärtchen der braven SPD-Jugend versprechen uns: „Du bist nicht allein.“ Hierbei handelt es sich nicht um das nächste Science-fiction-Event im CinemaXX, sondern um vermeintliche studentische Interessenvertretung.

Was wird versprochen? Linderung des BA/MA und STiNE-Desasters, Service und Beratung zum Klarkommen mit Studiengebühren und dafür ein guter Draht zum (konservativ dominierten) Unipräsidium. Denn diese „Jusos“, die sich früher noch „Realos jetzt!“ nannten, huldigen der Ideologie des „Pragmatismus“. Man müsse immer prüfen was machbar sei. Dabei wird leider außer acht gelassen, daß eine wirkungsvolle Opposition zur Handelskammerpolitik der CDU-Senate sich nicht machen läßt, wenn man gesellschaftliche „Autoritäten“ (Wirtschaft, Staat und ein mystische „Privatheit“) anerkennt. Wie sollte so einer Politik zu entgegnen sein, die jede soziale und kulturelle Errungenschaft der Stadt auf dem Altar der profitträchtigen „Wachsenden Stadt“ opfert?

Die kleinmütigen Jungpolitiker sehen das anders: Wer Opposition mache, habe keinen Einfluß. Das ist ein zweifelhaftes Verständnis von Demokratie. Sie sind deshalb dankbar, bei der Verteilung von Studiengebühren, in Arbeitsgruppen des schwarz-grünen Senats bei der Diskussion um die Univerlagerung sowie bei der Verschlimmbesserung von STiNE mitwürgen zu dürfen. Sie merken nicht, daß sie von Rechten als Kronzeugen gegen ernsthafte studentische Interessenvertretung in Szene gesetzt werden. Es ist ein wenig jämmerlich.

Im AStA erfüllen sie ihre Funktion als Behinderer solidarischer Selbstorganisierung der Studierenden. Die „unternehmerische“ Hochschule als zentrale Säule der neoliberalen Standortpolitik braucht stattdessen ein humanistisches und kritisch engagiertes Contra.

JungsozialistInnen, linke Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten und Freunde des solidarischen Kampfes für Reformen finden sich deshalb nicht bei ihnen ein.

Der Frieden kommt nicht von allein

Herr Schmidt // oder // Darf's ein bißchen mehr sein?

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 5. Januar 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_814.html