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„Do Something!“

Bewegung in den USA - und hier?

„Die »masters of the universe« machten schon ihre Festmahlreservierungen in Manhattans Nobelrestaurants. Einkaufsberater wurden ausgesandt, frühe Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Wahnsinnige von Chicago bis Miami ließen die Korken knallen und stießen lange vor der Morgen-Latte an. Aber was sie nicht wußten war, daß huntertausende Amerikaner gestern morgen aufwachten und entschieden, daß es Zeit für eine Revolte ist. Die Politiker sehen es nie kommen. Millionen Telefonanrufe und Emails trafen den Kongreß so hart, als wären Westernhelden, unbestechliche Gesetzeshüter und gerechte Kopfgeldjäger Washington entsprungen, um die Plünderung zu stoppen und die Diebe dingfest zu machen.“

Michael Moore, Brief an seine Freunde, 30. September 2008 (www.michaelmoore.com).

George Walker Bush warb für das 700 Milliarden Dollar Banken-Rettungs-Programm, mit der Aussage: Käme das Gesetz nicht durch, drohe ein wirschaftliches Chaos. Der Kapitalismus ist aber das (herrschaftssichernde) Chaos selbst. Er ist in einer schweren Krise, weil in Folge der systembedingten Fixierung auf Profit skrupelos die Weltbevölkerung geplündert, Rohstoffe vergeudet, Gebrauchswerte zerstört und Finanzmärkte spekulativ aufgeblasen wurden. Sein Hauptversprechen - Wohlstand für alle - ist ad absurdum geführt. Der Motor dieses System ist die Konkurrenz, die immer öfter auch militärisch forciert wird und den Alltag aufreibend prägt. Neben satten Extraprofiten für Wenige sind deshalb Zerstörung und Depression ökonomisch und subjektiv massenhaft die Folgen.

Engagierte US-Bürger haben deshalb gegen die Rettung der trudelnden Banken und Versicherungen protestiert. Denn es gibt keinen Plan, um die vielfach Geschröpften und Betrogenen vor dem finanziellen Ruin zu retten. Es gibt nur den Plan, die räuberischen Konzerne ihre Tätigkeit fortführen zu lassen und dafür Milliarden Steuerdollar zu verpulvern.

Die Revolte dagegen ist ein Ergebnis unverbrüchlicher Aufklärungsarbeit sozialer Bewegungen, die in dem Zusammenschluß für "United for Peace and Justice" ihren seit 2002 stetig wachsenden Motor hat. Über 1.300 vorwiegend us-amerikanische Gruppen haben sich hierin gegen den Krieg George Bushs ("Not in our name"), für atomare Abrüstung, für die Einhaltung des Völkerrechts, für weltweite soziale und ökonomische Gerechtigkeit, für die (soziale) Verwirklichung der Menschenrechte, demokratische Erneuerung und einen verantwortlichen Umgang mit der Natur zusammengeschlossen. Zu recht geht die Bewegung davon aus, daß nachdem die gegenwärtige US-Adminstration 800 Milliarden Dollar allein für die Kriege in Irak und Afghanistan ausgegeben hat, ein neuer Blanko-Scheck für die Banken diese Politik weiter befeuern würde.

Der so verfügte Reichtum ist von der Bevölkerung erarbeitet. Sie sollte darüber bestimmen, wie es in ihrem Interesse - für sinnvolle Arbeit, Gesundheit, Bildung, Kultur und eine international friedliche und ökologisch verantwortliche Entwicklung - genutzt wird. Auch wenn die politischen und ökonomischen Gegner einer solchen Entwicklung mächtig sind, ist sie deshalb nicht unrealistisch, sondern einfach notwendig. Es stehen grundsätzlich weltweit 6 Milliarden Menschen mit ihren Bedürfnissen und Interessen gegen eine kleine, marktradikale Minderheit. Mit solidarischer Opposition gegen die ebenso anmaßende wie dekadente Routine dieses Establishments ist man also auf dem richtigen Weg. Krieg, soziale Unsicherheit, Studiengebühren, Leistungsdruck und Versagensangst, Blöd-Zeitung und RTLeinszweidrei sind weder Natur noch Sachzwang. Es kommt darauf an, diese kaputte Gesellschaft zu verstehen, um sie menschenwürdig zu verändern. So haben auch Bildung und Wissenschaft einen übergreifenden und motivierenden Sinn.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Mittwoch, den 1. Oktober 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_767.html