Menü | HomePublikationenharte zeiten › Flugblatt der juso-hsg vom

Was soll die Schule?

Schule soll allen Menschen den Weg zu möglichst viel Bildung ebnen. "Bildung für alle" - diese alte sozialdemokratische Forderung ist mittlerweile Allgemeingut. Nicht erst seit der PISA-Debatte geben sogar konservative Politiker an, dass es darum gehen müsse, möglichst vielen eine hohe Qualifikation zu ermöglichen. Richtig ist, dass dies in der Wirklichkeit noch ganz anders aussieht. In den 16 Jahren der Kohl-Regierung ist der Anteil von studierenden Arbeiterkindern aus finanziellen Gründen stetig zurück gegangen. Und selbst im von CDU-Politikern gepriesenen Bayern ist der Anteil der Abiturienten so gering, dass Bayern seinen Akademikerbedarf nicht selbst decken kann.

Doch in Zukunft wird ein anderer Streit bedeutender sein: Soll Bildung der solidarischen Entfaltung aller Menschen und dem gesellschaftlichen Fortschritt dienen, oder geht es um den "Rohstoff Wissen" - eine Auffassung, bei der viel vom Standort Deutschland und meist nicht von Menschen die Rede ist.

Ein Beispiel für diesen Streit ist die Forderung nach mehr "Praxisbezug" in Schulen und Hochschulen. Häufig wird darunter die Vorbereitung auf klar umrissene Berufsbilder verstanden. Praxisbezug ist aber mehr als Berufsausbildung. 'Praxis', d.h. Gesellschaft aktiv gestalten zu können - das ganze Leben lang. Ein weiteres Lieblingswort vieler Bildungspolitiker ist: Leistung. Aber was Leistung ist, hängt davon ab, was für eine Gesellschaft wir wollen. Braucht man dafür "rechtstaatliche" Arbeitskräfte für 'den Standort' (und die Gewinne der Arbeitgeber) - oder die Fähigkeit zu Kritik, zu solidarischem Handeln und zu friedlicher Konfliktbewältigung? Hamburgs Senat ist Deutschlands rechteste Landesregierung. Wer den Herren Schill und Lange zuhört, der weiß: Sie haben ihre Schulpolitik wörtlich bei der Handelskammer abgeschrieben. Denen geht es um rücksichtsloses Sich-Durchsetzen gegen Konkurrenten auf der einen und brave Unterordnung (im Job, am Herd und überall) auf der anderen Seite.

Wir Jungsozialistinnen und Jungsozialisten wollen statt dessen solidarische und demokratische Entfaltung allen Menschen ermöglichen!

Deshalb wollen wir gemeinsam mit anderen Schülern, Auszubildenden und Studierenden darüber diskutieren, wie Schule in Zukunft aussehen soll.

Was soll die Schule? Wir müssen's selber bestimmen!

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: juso-hochschulgruppe & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Mittwoch, den 11. September 2002, http://www.harte--zeiten.de/artikel_63.html