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Wissen und Handeln:
Vorausschauend für den Frieden

"Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber,
endet ihre Schlächterein!
Reden erst die Völker selber,
werden sie schnell einig sein."

Bertolt Brecht, "Solidaritätslied", 1931.

Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Washington mehr als 300. 000 Menschen für die Beendigung des "War on Terror". Nahezu gleichzeitig gingen in Berlin
10. 000 Kriegsgegner für den Abzug bundesdeutscher Truppen aus Afghanistan auf die Straßen. In beiden Aktionen kommt die international wachsende Gegnerschaft zur Machtpolitik der US-Administration und ihrer NATO-Bündnispartner zum Ausdruck: Die Lügen über angebliche Massenvernichtungswaffen oder humanitäre Ziele der Kriege werden immer weniger geglaubt. Die Erkenntnis, daß der Krieg ausschließlich geschäftsmäßigen Zwecken größter Konzerne und deren hegemonialer Absicherung dient, ist verbreitet. Es wächst die Überzeugung, daß nur mit zivilen Mitteln Frieden zu schaffen ist.
Dies ist ein notwendiger Aufklärungserfolg der Friedensbewegung, an dem auch kritische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in aller Welt mitgewirkt haben. Die handlungsrelevante Wahrheit ist eine wesentliche Voraussetzung des Friedens. Um so dringender muß die systematischen Aufdeckung von Kriegsursachen um die Analyse der Bedingungen ziviler Entwicklung erweitert werden.
Frühe Beiträge zur Friedensforschung hat der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) erbracht, dessen Werk und Persönlichkeit Ende der Woche in einem Symposium an der Universität Hamburg gewürdigt werden soll. Der christlich-konservative Ethiker hatte in den 1940er Jahren an der Entwicklung einer deutschen Atombombe mitgewirkt. Die Wirkungen dieser barbarischen Waffe erschütterten ihn. Deshalb verfaßte er mit 17 Kollegen 1957 die Göttinger Erklärung gegen die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Von 1957 bis 1969 hatte er einen Lehrstuhl für Philosophie an der Uni Hamburg inne und leitete dann bis zu seiner Pensionierung das "Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt" in Starnberg. Im Mittelpunkt stand die Erforschung der Kriegsursachen und -folgen sowie der politisch-ökonomischen, naturwissenschaftlichen und sittlich-subjektiven Vorrausetzungen der Errichtung einer Weltfriedensordnung. Dieses "Institut für unbequeme Wissenschaften" wurde mit seiner Pensionierung 1980 geschlossen.
Heute ist die Menschheit angesichts des potentiellen mehrzehnfachen Overkills und eines jährlichen Rüstungsetats allein der EU-Staaten von 180 Milliarden Euro (die USA bringen über 500 Milliarden Dollar auf) schwer gefährdet. Dagegen steht eine als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg entwickelte völkerrechtliche Friedensnorm, die Gewaltverzicht, Menschenrechte und weitgehende soziale, kulturelle und wirtschaftliche Rechte und Möglichkeiten für eine zivile Entwicklung des Globus verbindend gefaßt hat. (Das wurde 1966 im UN-Sozialpakt konkretisiert. Hierin ist auch das internationale Gebot des gebührenfreien Studiums verankert.) Die Arbeiten Carl Friedrich von Weizsäckers und des UN-Ernährungskommissars Jean Ziegler aus jüngerer Zeit belegen, daß die befriedigende Ernährung und wirtschaftliche Entwicklung aller Weltregionen schon längst ökonomisch möglich ist. Auch die Subjekte der Wissenschaften können also immer mehr zu einer Überwindung der Kluft zwischen Friedensnorm und -möglichkeit einerseits und Kriegspraxis andererseits beitragen.

1. Hamburger Carl Friedrich von Weizsäcker-Forum zur Verantwortung der Wissenschaften vom 21. bis 22. September 2007 in Hamburg
Hinweise zur Veranstaltung

Zum Geleit XXXVI

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Mittwoch, den 19. September 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_628.html