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Hoffnung!
oder
Das ganz normale Grauen?

"Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Thoren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserm sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht."

(Friedrich Schiller, "Hoffnung".)

"Die Einkommens- und Beschäftigungschancen einer Region sind in hohem Maße von der Humankapitalausstattung abhängig. Die Akkumulation von Humankapital wird zunehmend zu einem treibenden Faktor des wirtschaftlichen Wachstums."
(Senatsleitbild: Metropole Hamburg - Wachsende Stadt, Seite 20)

Die Hamburger Alleinregierungspartei CDU bietet ein kümmerliches Lustspiel: Bestechungsvorwürfe, Verleumdungen, Mobbing, Pornographieverdacht - es wird kräftig zugelangt. Diese dekadente Erscheinung entspringt dem kapitalverwertungskonformen Umbau Hamburgs, den die CDU im Interesse großer Unternehmen durchdrücken will: Wer gesellschaftlich die rabiate Konkurrenz vertritt, läßt auch an Wegstreckengefährten kein gutes Haar. Die Chargen haben Mühe mit der Maske. Ihre Dreistigkeit - müssen in einer der reichsten Städte Europas wirklich Menschen verhungern? - und das harte Regiment des Marktradikalismus fordern verstärkt zur Widerständigkeit heraus.

Beabsichtigt ist die totale Unterwerfung von Menschen und Institutionen unter die Profitmehrung Weniger. Nur wer der Wirtschaft dient, diene der Gesellschaft ist die öde Doktrin. Anwerben, Qualifizieren, Befrieden und Vertreiben sind daher die vier Säulen der "Bevölkerungsstrukturpolitik", die unter dem Wohllaut "Wachsende Stadt" verborgen werden soll. Die Instrumente: Der rigorose Ausverkauf der öffentlichen Gesundheitsfürsorge, Schulschließungen, Studien- und Schulgebühren, die Schließung von Kultur- und Sporteinrichtungen, kostspielige Sport- und Kulturevents, massive staatliche Subventionen in privatwirtschaftliche Großprojekte, Einsparungen bei sozialen Diensten und Leistungen, Aufrüstung der Polizei, Abschiebungen, die Förderung der Rüstungsindustrie im Hafen.

Der Unmut über diesen kalkulierten Wahnsinn rumort gewaltig. Eine alternative Richtung ist für menschenwürdige Politik dringend zu bestimmen. Dafür ist die Universität als Ort der Entdeckung, Tradierung und Verbreitung des kulturellen, technischen und sozialen Erbes der Menschheit ein wesentlicher Faktor. Die vertiefende Einsicht in Zusammenhänge, Gründe, Gesetzmäßigkeiten, Widersprüche einer krisengeplagten Welt und die hoffnungsfrohe Aussicht sozial gleicher, friedlicher, demokratischer Lebensverhältnisse für alle Menschen sind hier zu gewinnen. Wirkungsvoll werden sie durch die selbstbewußte wie verallgemeinerbare Interessenvertretung, durch das couragierte Engagement ihrer Mitglieder. Die Studierendenschaft hat damit eine erhebliche Verantwortung und positive Möglichkeit im neuen Semester ausgehend vom Kampf gegen Studiengebühren für eine politische Tendenzwende initiativ zu sein. Gesteigerte Ansprüche schaffen Verbündete, denn: "zu was Besserm" sind alle geboren.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 4. April 2005, http://www.harte--zeiten.de/artikel_218.html