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Deutschland im Krieg - Sag Nein!

,,Fraglich ist, ob 200 Soldaten für ein Gebiet ausreichen, das sich über neun afghanische Provinzen erstreckt und halb so groß ist wie Deutschland. Aber stärker hätte der Einsatzverband derzeit vermutlich gar nicht sein können. Denn das geltende Mandat des Bundestages legt die Obergrenze bei 3500 (vom Herbst an wohl bei 4500) fest und musste schon bisher bei der Planung voll ausgeschöpft werden. Diese Zahlen beruhen vor allem auf innenpolitischen Motiven. Sie missachten den alten militärischen Grundsatz: Nicht kleckern, sondern klotzen.“
Horst Bacia, ,,Klotzen in Afghanistan“, Kommentar, FAZ, 30. Juni 2008.

Seit dem 1. Juli setzt die Bundeswehr in Afghanistan 250 Panzergrenadiere als ,,Quick Reaction Force“ (QRF) ein. Sie haben den NATO-definierten Auftrag ,,offensive Operationen gegen regierungsfeindliche Kräfte im Zusammenwirken mit den afghanischen Sicherheitskräften“, also selbst Kampfhandlungen herbeizuführen. Sie gelten als Unterstützung der völkerrechtswidrigen US-Operation Enduring Freedom (OEF). Der Einsatz ist mit dem vermeintlichen Friedensengagement im Rahmen von ISAF verwoben. Beide ,,Operationen“ dienen auf afghanischem Terrain der Durchsetzung der us-amerikanischen Hegemonie in der ,,Region“ zwischen Israel und China. In Afghanistan hat dieser Feldzug nur Vernichtung gebracht. Das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) stellt bemüht nüchtern fest: ,,Die internationale Gemeinschaft hat sich vom Ziel der Schaffung von Sicherheit als Voraussetzung für Stabilität und Entwicklung weiter entfernt. Über die letzten Jahre sind die gewaltsamen Aktivitäten des afghanischen Aufstandes gewachsen. In den gleichen Zeitraum fällt die Ausdehnung von ISAF von Kabul über das ganze Land.“ [Hamburger Informationen zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik 43, Mai 2008.] Wo liegen die Gründe? Als besetzter Staat soll sich Afghanistan zu einer ,,freien Marktwirtschaft“ entwickeln, die sich in das profitgierige System der großen Konzerne aus USA und Europa integriert (,,Globalisierung“). Insbesondere zur Sicherung militärischer Vormacht und zum Transport von Rohstoffen ist dieses lange in schwerer Unterentwickelung gehaltene Land interessant. Es gleicht in militärischer Sicht einem ,,Flugzeugträger“, der aggressive Operationen in Iran, Indien, Pakistan oder an den Grenzen Chinas ermöglicht.

Im Verlauf des bisher sieben Jahre währenden Krieges ist Afghanistan selbstverständlich eines der ärmsten Ländern der Welt geblieben. Jeder Afghane muß durchschnittlich von weniger als einem US-Dollar am Tag leben. Im Bildungsbereich sind die ideologisch aufgeblasenen ,,Fortschritte“ marginal, angesichts des rapiden Bevölkerungswachstums, der zum Teil 90-prozentigen Arbeitslosigkeit und der extrem hohen Analphabetenrate. Der florierendste Wirtschaftsbereich ist der Drogenhandel und Opium macht nicht satt.

Hoffnungslosigkeit, Korruption und Gewalt dominieren dort alles. Der Krieg ist die Verewigung des Elends und die Aufforderung zur Gewalt. Durch militärisches Eingreifen wird es keinen Frieden geben und, ginge es nach den (Neo-)Konservativen und -Liberalen der NATOStaaten, soll das so sein. Frieden gilt als geschäftsschädigend. ,,Wo gehobelt wird, fallen Späne“, wäre wohl eine weitere urdeutsche Weisheit für die Propagandisten der FAZ.

Im Oktober soll der Bundestag das Mandat für diesen Krieg verlängern. Gleichzeitig will Bundesverteidigungsminister Jung (CDU) dem Parlament eine Erhöhung des Gesamtkontingents um 1.000 deutsche Soldaten auf 4.500 vorschlagen. Hier wird wenig verdeckt Politik für die ewigen deutschen Kriegsgewinnler von SIEMENS bis Blohm & Voss gemacht. Die Friedensbewegung initiiert dagegen eine Kampagne ,,Truppen raus aus Afghanistan“. Da kann und sollte sich jeder beteiligen. Das unbedingte praktische Nein zum Krieg ist die Voraussetzung einer erfreulichen Zukunft. - Stell Dir vor, sie wollen Krieg und keiner nimmt es hin...

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Dienstag, den 1. Juli 2008, http://www.harte--zeiten.de/artikel_733.html