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Gefühlvolle Betulichkeit

Oder: Wer fürchtet die Konsequenzen des begründeten Ärgers?

„Sicher freuen wir uns alle, wenn die Stimmung in der Wirtschaft wieder gut ist, wenn die Unternehmen wieder Gewinne machen, wenn wieder deutlich mehr Menschen Arbeit haben, wenn wieder mehr Jugendliche ausgebildet werden.
Aber wir haben den Menschen viel abverlangt! Die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten heute länger - für weniger Geld, kriegen weniger Weihnachtsgeld, kein Urlaubsgeld.“

Ole von Beust, Antrittsrede als Vorsitzender des Bundesrats, 9. November 2007

Nie sind in der Geschichte der Bundesrepublik die sozialen Unterschiede so groß, allgemeine Besserungen so selten gewesen, wie heute. Es knirscht und kracht im Gebälk der wohl anständigen Republik. Gesellschaftliche Opposition mit positiven Konsequenzen für Arbeit, Bildung, Kultur und äußere Beziehungen ist eine Notwendigkeit.

Der liebe Werbeonkel der Hamburger CDU, „Ole“, sieht diese Zeitzeichen und bemüht sich nicht ohne Geschick um vorweihnachtliche Besinnlichkeit: Mehr Verständnis für „die Sorgen und Nöte der Menschen“ - und keine Konsequenzen. Verwandtschaften mit Kirche und Angie Merkel sind unüberhörbar.

Ehrlicher sind die strammen Haudraufs aus CDU und Arbeitgeberverbänden. Vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff bis zum Rüstungsunternehmer und BDI-Chef Thumann wird die Beschleunigung sogenannter Modernisierung gefordert. Weiterer Lohnverzicht und Arbeitsplatzabbau, mehr Knebelungen durch die Arbeitsagentur, schärfere Schnitte in die sozialen Sicherungen sowie die Ökonomisierung von Bildung und Gesundheit brächten allen eine erfreuliche Zukunft.

Wer nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt, sollte ebenso desillusionierte Verbündete suchen. Mit dieser Gemeinschaft sind höhere Bezahlung für ein würdiges Leben, Verkürzung der Arbeitszeit für tendenzielle Vollbeschäftigung, erkleckliche Gewinn- und Vermögenssteuern zum Ausbau der öffentlichen Infrastruktur für die bessere allgemeine Lebensqualität, die Regulierung und Demokratisierung der Wirtschaft zur Stärkung der Rechte der Erwerbstätigen und Durchsetzung bedarfsorientierter Produktion als vernünftige Zwischenziele zu erstreiten. Auch die Gebührenfreiheit lebenslanger Bildung und partizipationsoffene Kultureinrichtungen gehören dazu; Zivilität ist ein Muß.

„Freiheit, Güte, Gerechtigkeit, Geschmack und Großzügigkeit sind Produktionsfragen, sagte Me-ti zuversichtlich.“
Bertolt Brecht, Me-ti: Buch
der Wendungen.

Die Qualität und Richtung der Zivilisation ist von Menschen gemacht.
Die Entwicklung ist offen ...

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V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Montag, den 3. Dezember 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_668.html