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Zum Geleit L

Im Dunkeln ist gut Munkeln
oder
Die Sinnhaftigkeit des Lichtschalters

1) Unter Tage

,,Wir hoffen, dass die Leute mehr Zeit haben, um in den Keller zu gehen und mit ihrer Eisenbahn zu spielen, wenn sie im Beruf nicht mehr so viel zu tun haben.“
Michael Pluta, Märklin-Insolvenzverwalter, Kommentar zu den Auswirkungen der wirtschaftspolitischen Lage auf den Absatz des Spielwarenherstellers.

Der satire-typische Spießer geht einmal pro Monat in den Keller, schließt die Tür hinter sich, macht das Licht aus - und lacht.
Im Kriminalroman werden dort Leichen vergraben, die sprichwörtlich als Vergehen figurieren, welche irgendwann doch an das Tageslicht kommen. Bisweilen werden im Keller auch Kartoffeln gelagert.
Nach Herrn Pluta gehen Einkommensreduzierte oder Erwerbslose dorthin, um mit etwas zu spielen, was sie sich ohnehin nicht leisten können.

2) Erdgeschoß

,,Manchmal sieht man Freunde wieder, die es zu etwas gebracht haben. Neid? Nein. Aber wenn man lange nachgedacht hat, warum sie einem so fremd und so unsympathisch geworden sind, so dürfte es wohl dieses sein: ihre süßliche Erfolgsschnauze.“
Kurt Tucholsky, ,,Schnipsel“, 1932.

Das Erdgeschoß liegt über dem Keller. Der Weg vom einen zum anderen führt über das Treppenhaus. Meist ist der Weg nicht weit.

3) Beletage

,,Die Stadt Hamburg ist eine gute Stadt; lauter solide Häuser. Hier herrscht nicht der schändliche Macbeth, sondern hier herrscht Banko. Der Geist Bankos herrscht überall in diesem kleinen Freistaate, dessen sichtbares Oberhaupt ein hoch- und wohlweiser Senat.“
Heinrich Heine, ,,Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski“/Kapitel III, 1834.

Herr Hilmar Kopper, gut bekannt als ,,Mr. Peanuts“ (,,Peanuts“: 50 Millionen DM Verbindlichkeiten gegenüber Handwerksbetrieben durch den unternehmerischen Hasardeur Jürgen Schneider), ehemals Chef der Deutschen Bank, soll nun Oberhaupt der HSH Nordbank werden.
Das ist - nach Gutsherrrenart - ungeschönte CDU-Politik (siehe Heinrich Heine).

4) On the road again

,,8
Und noch etwas macht ein wenig bedenklich
Über den Zweck der Propaganda: je mehr es in unserem Land Propaganda gibt
Desto weniger gibt es sonst.“

Bertolt Brecht, ,,Notwendigkeit der Propaganda“, ,,Svendborger“ Gedichte 1939.

Namenswerte Wissenschaft ist: die Augen öffnen, den Kopf heben, Gründe suchen, die Richtung wählen, Möglichkeiten entdecken, Gleichgesinnte finden und Dunkelheit bekämpfen.
Und: Lachen bei Tage ist keine Schande.

Veröffentlicht am Montag, den 27. April 2009, http://www.harte--zeiten.de/dokument_890.html