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Der Weg aus der Angst heraus

Die studentische Wahl zum Akademischen Senat (AS)

"- Siehst du, sagte sie, du wolltest mein Schicksal sein und jetzt bin ich dir entwischt, du Dummkopf? Man muß nämlich über seinem Schicksal stehen, wenn es auch nur wenige Zentimeter sind, gerade so viel, daß es einen nicht mehr erreicht und in die Tiefe reißen kann. Begreifst du das?"
Wolfgang Borchert, "Ching Ling, die Fliege"; Geschichten aus dem Nachlaß, erstmals erschienen 1962.

Spätestens seit dem Streit um die Nachfolge von Uni-Präsident Jürgen Lüthje ist offenkundig geworden, daß die (hochschul-)politische Auseinandersetzung um Inhalt, Richtung, Sinn und Struktur der Universitätsentwicklung geführt werden muß.

Der rechte Senat bedrängt die Hochschulen mit erzwungener Fakultätenbildung, einem aufgesetzten Gremium Hochschulrat, den rigiden Bachelor-/Master-Abschlüssen, fortgesetzter Unterfinanzierung sowie dem (geplanten) Dressurinstrument Studiengebühren. Die Hochschulen geraten somit in eine wahrzunehmende Krise.

Die Universität, alle ihre Mitglieder, die Gremien, die politischen Gruppen stehen vor folgenden Fragen: Werden die sogenannten Reformen begrüßt? Kommt man auf schlechter Strecke mit besserer Federung gut voran? Wer fliegt in den Graben? Reicht ein einfaches Nein? Wie weit ist einzustehen für Aufklärung, Frieden, Demokratie, soziale Offenheit und einen kritischen Gesellschaftsbezug zu den immer drängenderen (globalen) Problemen?

In diesem Rahmen fanden auch die studentischen Wahlen zum AS statt. Die nächste Legislaturperiode beginnt ab April diesen Jahres. (Bis dahin sind noch zwei Sitzungen des amtierenden AS.)

Die Wahlbeteiligung ist leicht gesunken - sehr wahrscheinlich wegen der Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die Wahlen zum Studierendenparlament (SP) und ihrem Hauptthema den (drohenden) Studiengebühren.

Stärkste Liste ist das konservativ-liberale Ensemble aus Jura-, Wirtschaftswissenschaften- und Medizinerliste sowie der Liberalen Hochschulgruppe. Die Stärkung gegenüber der letzten Wahl liegt an dem Hinzuaddieren der mittlerweile sehr konformen Liberalen zu den Fakultätslisten. Hier wird braver Lobbyismus praktiziert. Das macht kaum jemanden froh.

Dicht folgt der Regenbogen (zusammen mit Fachschaftsliste und HWP-Liste). Sie konnten ihr gesamtes Spektrum erfolgreich zusammenfassen. Die Opposition zu den Drägeriaden ist ihnen erstes Anliegen.

An dritter Stelle steht die Realo-("Juso"-)Hochschulgruppe. Sie liegt im Trend der SP-Wahlen zu sozialer Interessenvertretung. Die Vertreter müssen sich allerdings sehr anstrengen, die in sie gelegten Hoffnungen zu erfüllen. Wir haben mit 20,15 Prozent der Stimmen leider nur den vierten Platz in der gesamten Reihung erreicht. (Lediglich 17 Stimmen haben für den Einzug in den AS gefehlt. Nur drei Plätze von 19 im Gremium sind für die Studierenden.) Der Fortgang vieler längere Zeit Studierender - wegen Gebühren - hat dazu geführt, daß wir unser gutes Ergebnis der letzten Wahl nicht haben halten bzw. erneuern können. (Wer jetzt Anflüge von Häme bei sich registriert oder zeigt, möge bitte noch einmal nachdenken.)

Wir werden weiterhin sorgfältig bis zum April (Ende der jetzigen Legislatur) im AS arbeiten.

Wir werden danach das Gremium aufmerksam begleiten, darüber informieren, öffentlich intervenieren und unser Engagement nicht einstellen. Aufgeben gilt nicht. Das nächste Mal wird besser.

An fünfter Stelle rangiert mit einem sehr mageren Ergebnis die CDU-Hochschulgruppe. Die unverbrüchliche Vollzustimmung zur Senatspolitik findet wenig positiven Widerhall. Eine weitere Schwächung wäre für die Universitätsentwicklung von Vorteil.

Auf dem sechsten Platz befindet sich die "Campus-Liste". Sie sagt nicht, was sie will; sie weiß nicht, was sie will. Auch nur 133 Stimmen sind dafür zu viel.

Insgesamt läßt sich bemerken, daß eine geringere Zustimmung zur programmatischen Konformität sehr begrüßenswert ist.

Der Weg aus der Angst heraus beginnt mit einer Steigerung der Kritik.

ListeStimmenProzentSitze
FSB, harte zeiten, LINKS552 (-102)20,2 (-2,5)0 (-1)
ReBo, Int. HWP, FSL619 (-29)22,6 (+0,2)1 (+/-0)
Campus133 (neu)4,9 (neu)0
Realo-Jusos568 (+218)20,7 (+8,6)1 (+1)
Jura, Wiwi, Medi, Lust694 (+1)25,3 (+1,4)1 (+/-0)
CDU-hsg173 (neu)6,3 (neu)0
Wahlbeteiligung2740 (+150)6,9 (-0,3)#
V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Montag, den 22. Januar 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_541.html