Menü | HomePublikationenSelbstdarstellungen der harten zeiten › vom

Über uns

Von der Möglichkeit zur Wirklichkeit

Warum wir an der Universität wirken

„Die Universität besitzt eine ideologische Macht, deren Ursprung und Funktionsweise eine Reihe von Fragen aufwerfen. Verschiedene Aspekte der heutigen Ausübung dieser vielschichtigen und beträchtlichen Macht – beispielsweise Selektion und die Reproduktion kognitiver und sozialer Hierarchien – müssen bekämpft werden. Aber in einem wesentlichen Punkt erscheint mir die gesellschaftliche und politische Rolle der Universität nützlich: Die ideologische Macht der Universität trägt dazu bei, die Autonomie, die Freiheit, die Entfaltung des Individuums zu fördern.“

Jean Ziegler: Ändere die Welt. Warum wir die kanibalistische Weltordnung stürzen müssen, München, 2016, S. 97.

„Die Möglichkeit ist nicht die Wirklichkeit, doch auch sie ist eine Wirklichkeit: daß der Mensch eine Sache tun oder lassen kann, hat seine Bedeutung, um zu bewerten, was wirklich getan wird. Möglichkeit bedeutet ›Freiheit‹. Das Maß der Freiheit geht in den Begriff des Menschen ein. Daß es objektive Möglichkeiten gibt, nicht Hungers zu sterben, und daß dabei Hungers gestorben wird, hat anscheinend seine Bedeutung.“

Antonio Gramsci, „Gefängnishefte“, Heft 10 (1932-1935), § 48 „Einführung ins Studium der Philosophie“.

Die europäischen Universitäten haben ihre Quelle in dem Humanismus der frühen Renaissance und der Aufklärung. Diese Strömungen führten zur Französischen Revolution. Ihr grundlegender Anspruch war: „Freiheit! Gleichheit! Solidarität“ – als Einheit für alle Menschen zu verwirklichen.

Dieses historische Ideal ist heute zum bewegenden Bedürfnis und zur Notwendigkeit für die Menschheit geworden: Alle brauchen sinnvolle Arbeit, gute Wohnungen, Gesundheitsversorgung, demokratische Mitbestimmung, anregende Bücher und Musik. Gerecht, nachhaltig und zivil muß es zugehen.
Darum besteht der eigentliche Sinn wissenschaftlicher Aktivität, der Bildung und der Forschung, darin, die vielfältige menschliche Arbeit, Geschichte und Kultur, also den gesamten gesellschaftlichen Reichtum, als Quelle des guten Lebens aller zu erschließen. Das geschieht im Widerspruch zu privater Gewinnmaximierung und Vorteilsnahme aller Art.

Erkennen und Eingreifen bilden eine Einheit. So wie es ist, kann es nicht bleiben.
Die Verbindung von ökonomischer Macht, destruktiver Technologie und ressentimentgeladener Politik ist ein internationales Problem, dem sich alle stellen sollten.
Die Ambition, dies zu tun, steigt bei vielen, auch an der Universität, und zwar im Widerspruch zu den Wirkungen einer langjährigen Ökonomisierung (Unterfinanzierung, Konkurrenz in der Forschung, Selektion im Studium etc.).
Als besonders hinderlich in Struktur, Politik und Mentalitäten erweist sich dabei die verbreitete Doktrin der „Eigenverantwortung“: Jeder sei seines Glückes Schmied. Sie soll den Blick auf die gesellschaftlichen Ursachen der Übel und die Möglichkeiten einer menschenwürdigen Entwicklung verstellen.

Für die Studierendenschaft geht es deshalb vordringlich darum, Bildung in Überwindung dieser unzutreffenden Individualisierung (von „Leistung“ und „Schuld“ nach den Prämissen wirtschaftlichen „Erfolgs“) zu verwirklichen.

Bildung ist die Entfaltung der persönlichen Möglichkeit einen guten Beitrag zur Selbstschaffung der Menschheit zu leisten – durch Neugier, Versuch, Kreativität und Kooperation, Diskussion, Sinngebung und Gestaltung im Bewußtsein der Geschichtlichkeit und Gesellschaftlichkeit der Menschen. Bildung ist immer auch Veränderung durch Kritik.
So wirkt sie nicht zuletzt als wesentliche Grundlage von Demokratie und für einen solidarischen Gemeinsinn.
Mit dem verordneten „Lernziel“ 180 Punkte à 30 Arbeitsstunden in 6 Semestern ist dies schwer zu verwirklichen.
Vielmehr bedarf es offener Worte, kritischer Anstöße, solidarischer Zusammenhänge, humanistischer Bündnisse und engagierter Aktivitäten für menschenwürdige Zwecke.
Wer diese wahrnimmt, kann überzeugend mitwirken.

Die Kandidierenden

zum Studierendenparlament in der Legislatur 2017/2018


Richtigstellung:
„Jusos“ sind eigentlich „Jungsozialisten“ in der SPD. Die Bezeichnung „Juso-Hochschulgruppe“ wurde aber 2004 von der heutigen Gruppe dieses Namens im Auftrag des SPD-Landesvorstands gekapert. Die Senatsjugend steht funktional dem konservativen „Seeheimer Kreis“ der SPD nahe.
„harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive“ sind linke SozialdemokratInnen und SozialistInnen. Wir sind aktiv für Frieden und internationale Solidarität, für Bildung als solidarische Entfaltung, für konsequenten Antifaschismus und umfassende soziale Demokratie – als Bruch mit Neoliberalismus, Standort-Konkurrenz und Egoismus. Dafür setzen wir uns auch in gesellschaftlichen Bündnissen und Gewerkschaften ein. Wir sind so kontinuierlich aktiv als Assoziation für sozial-emanzipatorische Politik in der Gesellschaft und in der SPD:
In der Bewegung,
die unaufhaltsam vorwärts
drängt, wirkt Entfaltung.


Veröffentlicht am Freitag, den 2. Dezember 2016, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1349.html