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Heilung statt Kommerz

Für die Rekommunalisierung der Hamburger Krankenhäuser

„Schnelle Managerwechsel, Personalentscheidungen nach Gutsherrenart, hire and fire-Prinzipien auch in den Chefetagen der Krankenhäuser, Medizin nach Ebitda [Betriebsrentabilität] – das alles sind Auswüchse einer gewinn- und marktorientierten Privatisierung, die wir in Hamburg deutlich spüren. Es gärt in den Hamburger Krankenhäusern, aber nicht nur da.“

Bundesärztekammer-Präsident Prof. Frank Ulrich Montgomery bei seiner Eröffnungsrede auf dem 119. Ärztetag in Hamburg, zitiert nach Hamburger Abendblatt, „Asklepios geht gegen Ärzte-Präsident Montgomery vor“, 7.7.2016.

„Die Konferenz bekräftigt mit Nachdruck, dass Gesundheit, die der Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen ist, ein grundlegendes Menschenrecht darstellt und dass das Erreichen eines möglichst guten Gesundheitszustands ein äußerst wichtiges weltweites soziales Ziel ist, dessen Verwirklichung Anstrengungen nicht nur der Gesundheitspolitik, sondern auch vieler anderer sozialer und ökonomischer Bereiche erfordert.“

Aus der Dekraration von Alma-Ata, Konferenz der Weltgesundheitsorganisation, 1978.

Vom Standpunkt des Gewinns wird zur Gesundheit nur beigetragen, soweit das öffentlich erstritten wird. Deshalb hat Asklepios dem Ärzte-Vertreter wegen dessen öffentlicher Kritik vor Gericht den Krieg erklärt: Es gebe auffällig viele Vorwürfe gegen den Konzern, was auf „Schlechtreden“ zurückzuführen sei.

Der Krankenhauskonzern hat viel zu verlieren: Er macht mit rund 12 Prozent Gewinn nach Steuern eine Rendite, die sonst nur bei Banken üblich ist. Diese hat ihm der CDU-Senat 2004 mit der Privatisierung des staatlichen Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) organisiert – gegen gut 77 Prozent Ablehnung in einem Volksentscheid unter dem Motto „Gesundheit ist keine Ware“. Der jetzige Senat hält eine Rekommunalisierung für zu teuer. Möglich war die Privatisierung, weil zuvor schon an den LBK der Maßstab vorrangiger Kostensenkung angelegt wurde. Dieser Maßstab war also immer schon falsch.

Für das Menschenrecht des völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens aller gelte statt „wer bzw. was sich rechnet, zählt“: Jeder zählt! Der präventive Ansatz, daß Arzt und Patient die gesundheitsförderliche Veränderung von Arbeitsbedingungen, Lebensverhältnissen usw. verfolgen, muß (wieder) einen hohen Stellenwert erhalten. Medizinische Therapien gelingen am besten, wenn die Kolleginnen und Kollegen auch über Teileinrichtungen hinweg und mit wissenschaftlicher Neugierde kooperieren. Hierarchien und Konkurrenzen (siehe oben) sind dafür abzubauen und die Abhängigkeit von Pharma- und Geräteindustrie muss strukturell gelöst werden. Alle medizinisch Tätigen brauchen dafür Zeit, Muße zur Kooperation und gesicherte Arbeitsverhältnisse mit erheblich ausgeweiteter Mitbestimmung.

Dies ist mit dem Profit an der Krankheit unvereinbar. Die Rekommunalisierung der Hamburger Krankenhäuser steht an. Menschliche Sorgfalt als wesentlich Heilendes zu vertreten, trägt dazu erheblich bei.

„Die Gesellschaft als Ganzes braucht Verbesserungen nicht weniger als der einzelne Mensch.“

Bertolt Brecht, „Über Gesetze“, Me-ti. Buch der Wendungen, entstanden 1933-1942.

V.i.S.d.P.: Golnar Sepehrnia, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Sonntag, den 7. August 2016, http://www.harte--zeiten.de/artikel_1336.html