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Gegen die Absicht der Zerstörung:

Die Universität muß bleiben, um sich positiv zu entwickeln

„Aus Lügen werden durch längeren Gebrauch – nicht Wahrheiten, aber Tatsachen.“

Heinrich Mann, „Zur Zeit von Winston Churchill“, 1944, S. 21.

Die CDU Hamburgs, ihre „neue“ Wissenschaftssenatorin Gundelach und die ebenso notorisch konservative Uni-Präsidentin Auweter betätigen sich mit den Überlegungen zur Zerstörung der Universität und ihrer retortenmäßigen Neuerrichtung in der seelenlosen Hafencity als politische Gegnerinnen aufgeklärter Politik und (akademischer) Kultur. Als devote Handlagerinnen der Handelskammer verfolgen sie das Programm der marktkonform wuchernden Stadt. „Glanz“ (Elbphilharmonie) und „Gloria“ (Tamm-Museeum) für große Geschäfte und die dazugehörige Elite sollen das kalte Zentrum der Stadt prägen. Die Bevölkerung soll in ihrer überwiegenden Mehrheit den Prinzipien der geschäftsmäßigen Instrumentalisierung und konformen Qualifizierung unterworfen und ansonsten polizeilich und kulturell „befriedet“, sozial bedrängt und – wenn nötig – verdrängt werden. Nicht zuletzt aus der Universität hat dieses menschenverachtende Programm Gegenwehr erfahren. Der fortgesetzte Kampf gegen die Gebühren ist hierfür exemplarisch.

Gleichsam instinktiv und von den großen Geschäften getrieben wird deshalb auch nach den Neuwahlen im Februar wesentlich nicht von dem zerstörenden neoliberalen Kurs aufreibender „Reformen“ Abstand genommen. Konservativ kann auch bräsig bedeuten.

Der Campus der Universität und all seine Gebäude haben in den letzten drei Jahrzehnten viel zu wenig systematische Pflege und Entwicklung erfahren. Das läßt sich ändern. Aber die Substanz dieser Anlage zeugt von dem gesellschaftlichen Aufbruch v.a. der 1960er und 1970er Jahre. Das Audimax symbolisiert vorausahnend mit seiner transparenten und leichten Architektur die Absicht der Demokratisierung der Universität und ihrer Öffnung für die ganze Gesellschaft nach 1945. Der Phil-Turm ist teilweise mit hochwertigen Baustoffen (Granit und Edelhölzer) und einer funktionalen Architektur darauf ausgerichtet, die soziale Öffnung der Universität zur „Massen-Hochschule“ als eigene Qualität zu würdigen. Das PI hat nur einen Hörsaal, weil tendenziell egalitäre Lehr-Lernformen (Seminare) die hierarchisch-frontale Beschallung in Vorlesungen ablösen sollten. Die Hörsäle des PI und des Hauptgebäudes sind zum mahnenden Gedächtnis nach WissenschaftlerInnen benannt, die nach 1933 unter rassistischer und politischer Verfolgung zu leiden hatten (Anna Siemsen, Ernst Cassirer et. al.). Dieses – nur unvollständig dargestellte – Ensemble, ist ein lebendiger und entwickelbarer Ausdruck sozialer und humanistisch orientierter Kämpfe für gesellschaftlich verantwortliche Bildung und Wissenschaft: für Alle.

Schon der Gedanke an die Plünderung, Verscherbelung und Zerstörung dieses Erbes ist Kulturbarbarei. Sie demonstriert, welche positive Wirksamkeit dagegen kritisches Geschichtsbewußtsein, sozialer Einsatz und menschenfreundliche Künste haben: Vernunft und Schönheit schränken die rücksichtslose Durchsetzung des totalen Marktes ein, sind zentrale Elemente der menschlichen Emanzipation und tragen somit den Keim des wahrhaft Neuen und Humanen in sich. Auf dieser Seite findet sich die Grundlage einer perspektivreichen Handlungsweise. Alles was dagegen gerichtet ist, schadet gesellschaftlich und persönlich und verdient daher uneingeschränkte solidarische Opposition. Daran soll es nicht fehlen. Die Marktfromen haben sich gewaltig verrechnet.