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Gedenkstunde

Beschluß des Akademischen Senats vom 21.10.2010

Resolution zum 9.11.2010

,,Tempelherr:
Der Aberglaub', in dem wir aufgewachsen,
Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum
Doch seine Macht nicht über uns. - Es sind
Nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.“

Gotthold Ephraim Lessing, ,,Nathan der Weise“, Vierter Aufzug/Vierter Auftritt, 1779.

Am 9. November jährt sich zum 72. Mal die Reichspogromnacht. Der Akademische Senat ruft aus diesem Anlaß die Mitglieder der Universität auf, an der Mahnwache auf dem Joseph-Carlebach-Platz teilzunehmen.

Als vor 72 Jahren die Bornplatz-Synagoge in ihrer unmittelbaren Nähe verwüstet und geschändet wurde, hatte die Universität ihre ideologische Gleichschaltung und ,,rassische“ Säuberung längst mitvollzogen. Schon vor 1933 hatte die Verfolgung aufgeklärter, demokratischer und jüdischer Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler eingesetzt. Ihr Wirken, teilweise fortgesetzt in Widerstand und Exil, erinnert uns heute, daß es immer eine Alternative zum Absturz in die Barbarei gibt.

Während des Novemberpogroms wurden im gesamten ,,Deutschen Reich“ hunderte Menschen ermordet oder in die Selbsttötung getrieben; jüdische Institutionen und etliche Wohnungen, Geschäfte und Einrichtungen wurden zerstört. Unmittelbar anschließend wurden 30.000 Menschen in Konzentrationslager verschleppt. Diese organisierte öffentliche Gewalttat signalisierte den Übergang von Ausgrenzung und Verfolgung zur systematischen Vertreibung und industriell-technischen Vernichtung von Menschen.

Der Antisemitismus der Nazis diente als rassistisches Instrument, um jüdisches Eigentum zu rauben, humanistische Kunst- und Denktraditionen zu zerstören und der Bevölkerung einen Sündenbock für alle Übel vorzuhalten. Die systematische ideologische Herabsetzung eines Bevölkerungsteils war eine wesentliche Säule der diktatorischen Herrschaft, die mit der Vernichtung von 60 Millionen Menschenleben im Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung erheblicher Potentiale zivilisatorischer Entwicklung ihr barbarisches Werk verrichtete. Die Befreiung von dieser Geißel der Menschheit gelang nur auf Basis vorurteilsloser Verständigung und dem entschiedenen internationalen Engagement zahlloser Menschen für eine friedliche und menschenwürdige Welt.

Die Universität erkennt aus dieser Geschichte die dauerhaft aktuelle Verantwortung, couragiert und frühzeitig jeder Entwertung und Ausgrenzung von Menschen aufklärerisch entgegenzuwirken und sich in den Dienst von Wahrheit, Humanität und Demokratie sowie des Friedens zu stellen.


Aus Anlass des 72. Jahrestages der Pogromnacht vom 9. November 1938 laden die Universität Hamburg und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) ein zu einer
Gedenkstunde
am Dienstag, 9. November 2010, 15.30 Uhr auf dem Joseph-Carlebach-Platz.
Es sprechen:
— Dr. Linde Apel, Leiterin ,,Werkstatt d. Erinnerung“, FZH
— Ruben Herzberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg
— Prof. Dr. Rainer Nicolaysen, Universität Hamburg, Arbeitsstelle Universitätsgeschichte
— Wolfgang Rose, Landesbezirksleiter ver.di Landesbezirk Hamburg
— Jens Huckeriede, Filmemacher
Moderation: Traute Springer-Yakar, VVN-BdA Hamburg
Zum Abschluss spricht Kantor Arieh Gelber das jüdische Gedenkgebet ,,El Male Rachamin“
Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), Jüdische Gemeinde Hamburg, Universität Hamburg

Veröffentlicht am Dienstag, den 9. November 2010, http://www.harte--zeiten.de/