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Frei von Despotie:
Was ist gewollt?

,,Möglichkeit bedeutet »Freiheit«. Das Maß der Freiheit geht in den Begriff des Menschen ein. Daß es objektive Möglichkeiten gibt, nicht Hungers zu sterben, und daß dabei Hungers gestorben wird, hat anscheinend seine Bedeutung. Aber die Existenz der objektiven Bedingungen oder Möglichkeiten oder Freiheiten reicht noch nicht aus: es gilt, sie zu »erkennen« und sich ihrer bedienen zu können.“
Antonio Gramsci: Gefängnishefte [Mensch als Ensemble seiner Verhältnisse], Heft 10, Teil II, § (48).

,,Schade, daß das Wort Fleisch
Allein noch nicht sättigt, schade
Daß das Wort Anzug so wenig warm hält.“

Bertolt Brecht: ,,Notwendigkeit der Propaganda“, Gedichte 1934-1939.

Die Präsidentin rudert und rudert in ,,Demut“. Mit ,,Geduld“ wolle sie nun fortgesetzten hochschulpolitischen Unfug walten lassen. Derweil rumort der Bildungsstreik an Kitas, Schulen und Hochschulen der Republik. Es wird mehr Raum geschaffen für orientierende Erörterungen. Gut dem Dinge.
Woher rührt der Widerstand an den Bildungseinrichtungen? Hier kommen Menschen mit Hoffnung auf die Zukunft zusammen. Hier soll eine bessere Gesellschaft vorgedacht und herausgebildet werden. Der privat-ökonomische Druck zu barer Verwertung widerspricht der durchaus notwendigen Möglichkeit menschlicher Emanzipation: Erkenntnis, Befreiung und kategoriale Kritik sind nahe Verwandte. Die gesellschaftspolitische Opposition ist reich an humanistischen Vorläufern, sozialen Vorbildern und engagierten (Vor-)Kämpfern. Die Bewegung der Aufklärung kann tief in die sozialen Strukturen und Mentalitäten der Gesellschaft eingreifen:
1) Es geht um mehr als um besseres Benehmen (auch der Präsidentin). Demokratie ist Herrschaft der Argumente und gleiche Partizipation auf allen Ebenen, nicht bloß huldvolles Zuhören. Dafür ist sogleich der gewählte Dekan der Geisteswissenschaften ins Amt zu setzen, muß die (teil-) demokratische Uni-Grundordnung (inklusive eines repräsentativen Uni-Konvents) überall angewendet und für die gründliche Überarbeitung des Hochschulgesetzes gestritten werden.
2) Bildung und Wissenschaft gedeihen durch bewußte, entwicklungsfähige und zivile Sinngebung. Human, demokratisch und gerecht sei die Welt, für die gelernt und gearbeitet werden soll, so heißt es im Leitbild der Universität (s. umseitig). Das ist ein Programm, das aktuell orientiert.
3) Angst - vor Pressionen und Seitenbissen im Studium und bei der Arbeit - ist ein schlechter Antrieb und muß ursächlich bekämpft werden. Das heißt, daß jede Form der strukturellen Konkurrenzverschärfung beseitig werden muß. Der enge Hochschulzugang, der Prüfungsmarathon ,,BA/MA“, die wertend vergleichende Willkür der Noten, die selektiven ,,Übergangsquoten“, die (STiNE-)Überwachung, die leistungsbezogene Mittelvergabe, das kleinteilige Kostenstellen-System sowie die unausgesetzte Drittmitteljagd sind die bildungspolitischen Barrikaden zur Schaffung einer selbstsüchtigen ,,Elite“, die die Emanzipation der Mehrheit hindern soll.
Dagegen kommt es auf Solidarität an. Deren praktischer Sinn ist:
4) Eine bedarfsgerecht öffentliche und demokratisch realisierte Finanzierung aller Bildungseinrichtungen. Sie wäre nahezu ein Zivilisationssprung, jedenfalls eine Neuheit seit 1977. Der Mangel bei den Einen ist die Quelle des Überflusses der Anderen. Das läßt sich ändern.
5) Knüppel in den Sack! heißt: Gebührenfreiheit!
6) Die Uni sollte sich in Eimsbüttel würdig entfalten können. Das kann noch vor der Sommerpause besiegelt werden.
Kritisches Lernen ist engagierte Lebensfreude.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther, Golnar Sepehrnia & Christian Sauerbeck, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: FachschaftsBündnis - Aktive für demokratische und kritische Hochschulen,
harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
und Liste LINKS - Offene AusländerInnenliste . Linke Liste . andere Aktive
Veröffentlicht am Mittwoch, den 17. Juni 2009, http://www.harte--zeiten.de/artikel_858.html