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Der ganz normale Wahnsinn?

Solidarität ist die Alternative zum Krieg

"Eines haben wir noch zusätzlich erreicht, liebe Genossinnen und Genossen - das solltet Ihr auch deshalb nicht kleinschätzen, weil dafür viele Anstrengungen in den internationalen Gremien, auch in NATO-Gremien, notwendig waren -, wir haben nämlich sichergestellt, dass diese Soldaten - gleichgültig, ob bei ISAF oder bei OEF - bei ihren Einsätzen Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen und nach Kräften zivile Opfer zu vermeiden haben."
Aus der Rede des Bundesausenministers Frank-Walter Steinmeiers auf dem SPD-Bundesparteitag am 27. Oktober 2007.

"Warum empören wir uns so sehr gegen den Krieg, Sie und ich und so viele andere, warum nehmen wir ihn nicht hin wie eine andere der vielen peinlichen Notlagen des Lebens? Er scheint doch naturgemäß, biologisch wohl begründet, praktisch kaum vermeidbar. ... Die Antwort wird lauten, weil jeder Mensch ein Recht auf sein eigenes Leben hat, weil der Krieg hoffnungsvolle Menschenleben vernichtet, den einzelnen Menschen in Lagen bringt, die ihn entwürdigen, ihn zwingt, andere zu morden, was er nicht will, kostbare materielle Werte, Ergebnis von Menschenarbeit, zerstört, u. a. mehr ... ich glaube, der Hauptgrund, weshalb wir uns gegen den Krieg empören, ist, daß wir nicht anders können. Wir sind Pazifisten, weil wir es aus organischen Gründen sein müssen."
Aus einem Brief Sigmund Freuds an Albert Einstein von 1932.

Es gibt keinen zivilen Krieg und "normale" Tote sind nicht besser als "zivile Opfer".

Der Krieg in Afghanistan dient der Ausweitung der Einflußsphären der USA und der NATO-Staaten in Konkurrenz zu den globalen Rivalen Rußland und China. Im Dienste vor allem der internationalen Energiekonzerne sollen die Rohstoffe des Nahen und Mittleren Ostens erobert und die zu ihrem Abtransport erforderlichen Transportrouten militärisch gesichert werden. Im Windschatten dessen will die Exportindustrie von der Erschließung neuer Märkte profitieren und nicht zuletzt machen die Produzenten von Rüstungsgütern gewaltige Gewinne mit der Kriegsführung selbst. Daß gleichzeitig alle demokratischen Regungen in den Staaten der Region zertrümmert und der Islamismus als billiges Feindbild befeuert wird, ist ein gern gesehener Nebeneffekt.

Am 15. November wird der Deutsche Bundestag über die Verlängerung des Bundeswehrmandates "Operation Enduring Freedom", des deutschen Beitrags zum US-Krieg in Afghanistan und dem Nahen Osten abstimmen. Die fortwährende Zustimmung der CDU entspricht ihrer historischen Funktion als deutsche Kapitalpartei. Daß auch SPD-Regierungsgenossen wie der Außenminister Steinmeier diesen Krieg akzeptieren, ja gar mit eigenem Eifer vertreten und beschönigen, resultiert vor allem aus der radikalen Realitätsverweigerung gegenüber seinen Ursachen. Krieg kann und soll niemals Frieden schaffen. Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, die Bundeswehr leiste in Afghanistan gute Arbeit im Kampf gegen Terror und Taliban hat sektiererischen Charakter und dient der Legitimation des eigenen Ankommens in den Eingeweiden dieser Verhältnisse.

Die Alternative zum Krieg ist die aufklärerische Attacke gegen die geschäftstüchtigen Profiteure der Kriege, die Verständigung und das Engagement in der Friedensbewegung, in sozialen und gewerkschaftlichen Kämpfen, in fortschrittlichen Organisationen und Parteien, in Interessenvertretungen für die kooperative Überwindung der Hemmnisse menschlicher Entfaltung, von denen Krieg das übelste ist, für sozialen Fortschritt, Demokratie, sinnvolle Arbeit, Bildung und Kultur für jedermann weltweit.

Krieg ist der ganz normale Wahnsinn der heutigen Welt. Angesichts dessen ist der solidarische Kampf für Frieden das einzig menschliche.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Mittwoch, den 7. November 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_655.html