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Wie geht es weiter?

"Auch die politischen Einstellungen der Deutschen sind stramm auf Linkskurs: 68 Prozent der Deutschen sind für die Einführung von Mindestlöhnen. Für 82 Prozent gehört die Rente mit 67 abgeschafft. 62 Prozent halten die Beteiligung deutscher Truppen an Einsätzen in Afghanistan für falsch. Und wichtige Unternehmen, die der Bund wie Telekom oder Bahn in die Privatwirtschaft entlassen hat, sollten für 67 Prozent staatlich bleiben, wie TNS Emnid für die ,ZEIT' feststellt: Starker Staat statt starke Wirtschaft: Das wird trotz CDU-Kanzlerin immer populärer."
Klaus-Peter Schöppner (EMNID), "Deutschland ruckt nach links", Hamburger Abendblatt, 1.10.2007.

Die politische Polarisierung im Lande kommt langsam den harten realen sozialen Gegensätzen näher. Angesichts dessen haben viele alte Konservative und neue Liberale Schwierigkeiten, ihren ängstlichen Geifer zu verbergen. Sollte mit sozialstaatlicher Bevormundung des freien Unternehmertums nicht endlich Schluß sein? Soll demokratische Mitbestimmung weiterhin die deutsche Schlagkraft im Standortkampf gefährden? Sind die Gewerkschaften noch nicht tot? Liegt das Glück nicht in Familie, Kirche und "Freizeit"? Macht ein enger Gürtel nimmer statt? Ist Karriere noch immer kein Menschenrecht und Krieg etwa keine Freiheit? Sind wir nicht endlich im Kapitalismus angekommen?

Sind wir nicht. Denn abgesehen von der sicherlich vernünftigen Wiederherstellung sozialstaatlicher Errungenschaften, muß angesichts der globalen Krisis von Wirtschaft, Politik und Kultur vor allem dafür gewirkt werden, das weitergehender zivilisatorischer Fortschritt weltweit und mit historischer Dauer erreicht werden kann. Ein entwickelter Sozialstaat ermöglicht zwar vielen ein höheres Maß an politischer und kultureller Teilhabe, relative soziale Sicherheit und mäßigt den kapitalistischen Nationalstaat nach Außen, aber tatsächliche Emanzipation (nicht zuletzt von der Ausbeutung) ist etwas anderes. Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen. Die fortgesetzte systematische Teilung der Persönlichkeit in "öffentlich" und "privat" (oft alltagssprachlich Übersetzt mit "fremdbestimmt" und "selbstbestimmt") ist deshalb keine hinreichende Perspektive.

Die gelingt eher durch eine couragierte Verallgemeinerung vernünftiger persönlicher Ansichten und Absichten. So bilden die engagierte Verteidigung der menschlichen Würde gegen alle Angriffe durch die größten Unternehmen und die politische Rechte, das entschlossene Nein zu jedem Krieg, internationale Solidarität (auch gegen jede soziale und politische Benachteiligung von Zugewanderten), mutige Interessenvertretung für die sozialen Rechte aller (potenziell) Erwerbstätigen, der Kampf für emanzipatorische Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie eine verantwortliche wissenschaftlich-technische Entwicklung, die die Lebensgrundlagen der Menschheit erweitert und nicht gefährdet, die Kernelemente einer humanen Handlungsweise.

Von gestern ist, wer unhaltbare Zustände bewahren will.
Aus kritischen Ansichten können auch gesellschaftlich relevante Taten werden.
Auch im Wintersemester bildet der Boykott der Studiengebühren einen sinnvollen Bezugspunkt gemeinsamen Eingreifens.

V.i.S.d.P.: Niels Kreller, Schützenstr. 57, 22761 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg.
Veröffentlicht am Freitag, den 5. Oktober 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_635.html