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Das Große und Ganze

Zur notwendigen Einheit und Entwicklung der Universität

"Bildung umfaßt: eine allgemeine Kenntnis des Menschlichen; das Vermögen, sich zurückzuversetzen in die Geschichte und das Werdende mitzufühlen; eine sprachliche Kultur, die sich daraus ergibt, daß Dinge des Intellekt als Tatsache und als Macht anerkannt werden."
Heinrich Mann, "Verfall einer Welt", 1934.

Die Universität ist im besten Fall ein Ort der Bildung (s.o.). Fächervielfalt und übergreifende Kooperation sind für fortschreitende Erkenntnis des menschlichen Lebenszusammenhangs gesellschaftlich nützlich und werden historisch tradiert. Mit der strengen Ausrichtung der Universität auf die "Wirtschafts-Cluster" der gewinnorientierten Standortpolitik ("Wachsende Stadt") wird diese produktive Gesamtheit politisch absichtsvoll gefährdet. Herr Dräger ist ein Cluster-Beauftragter.

Die Universitäts-Kanzlerin Katrin Vernau hat jüngst zur Verschärfung der ökonomischen Leistungsorientierung in der Universität die Fakultäten aufgerufen, ihr Vorschläge für die Mittelverteilung nach sogenannten Kennzahlen vorzulegen. Erkenntnis, Wahrheit, Humanität als "Kennzahlen"? Mit diesem Unfug soll die historisch gewachsene und einigermaßen demokratisch kontrollierte Mittelverteilung einer systematischen Förderung des Marktgängigen weichen. Die einschränkende Unterfinanzierung als Drohkulisse dient dazu, daß die Fakultäten als Betriebseinheiten um Mittelzuweisungen verschärft konkurrieren. In der neu-alten Hierarchie weiter unten sollen die Departments und Arbeitsbereiche um ihre Finanzen fighten. Mit Vernunft und Wissenschaftlichkeit ist dieses wilde Hauen und Stechen nicht vereinbar.

Die Order der Kanzlerin traf entsprechend nicht auf viel Gegenliebe. Vier von sechs Fakultäten haben auf die Aufforderung nicht reagiert, eine meldete sich, um zu widersprechen, nur eine Fakultät folgte artig. Diese soll zur Belohnung 450.000 Euro erhalten, die kritische Rückmeldung war immerhin 45.000 Euro wert, die anderen universitären Einheiten sollen leer ausgehen. So simpel soll Gehorsam erzwungen werden.

Gegen dieses Abbruchkommando wissenschaftsfeindlichen und bewußtlosen Managements muß politisch-kulturell die Gegnerschaft aufgenommen werden. Mit kritischer Urteilskraft für Humanität und Aufklärung: Für Kooperation, Solidarität und einen verantwortlichen Gesellschaftsbezug in Studium, Lehre, Forschung und Selbstverwaltung. Dazu bedarf es einer kollektiven Handlungsweise, die über den knappen Horizont eines erzwungenen tagespolitischen Überlebenskampfes deutlich hinausgeht. Die analytisch-systematische Aneignung der Gesellschaft für die allgemein nützliche Überwindung globaler Probleme und die kulturelle Entfaltung der Menschen ist eine Fächer- und Einzelinteressen übergreifende Aufgabe.

Das politische Engagement in diesem Sinne ist erforderlich für einen Ort gesellschaftlicher Verständigung, der persönlichen Entwicklung und des humanen Lernens.
Kritische Aktive aus den Fachschaftsräten kooperieren deshalb auch in der Akademischen Selbstverwaltung auf der Ebene der Fakultätsräte für eine sozial verantwortliche, demokratische und aufgeklärte Entwicklung der Universität. Ihr Engagement sollte (nicht nur in den derzeitigen Wahlen) zum Ausdruck kommen.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Sonntag, den 15. Juli 2007, http://www.harte--zeiten.de/artikel_615.html