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Opposition ist der Beginn der Vernunft

Zur Notwendigkeit eines eindeutig kritischen AStAs

"In diesem Lande ist der soziale Krieg vollständig ausgebrochen; jeder steht für sich selbst und kämpft für sich selbst gegen alle andern, und ob er allen andern, die seine erklärten Feinde sind, Schaden zufügen soll oder nicht, hängt nur von einer selbstsüchtigen Berechnung über das ab, was ihm am vorteilhaftesten ist. Es fällt keinem mehr ein, sich auf friedlichem Wege mit seinen Nebenmenschen zu verständigen; alle Differenzen werden durch Drohungen, Selbsthülfe oder die Gerichte abgemacht. Kurz, jeder sieht im andern einen Feind, den er aus dem Wege zu räumen, oder höchstens ein Mittel, das er zu seinen Zwecken auszubeuten hat."
F. Engels, Die Lage der Arbeitenden Klasse in England, 1845, MEW 2, S.357.

Die Feindschaft dominiert noch immer. Das muß gründlich geändert werden - überall.

Im April wählt das Studierendenparlament einen neuen Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA). Wie weit wird im Rahmen der zentralen studentischen Interessenvertretung der politisch-kulturellen Hegemonie der Konkurrenzgesellschaft (und damit der Politk des CDUSenats) gegen diese gesellschaftliche wie hochschulpolitische Entwicklungstendenz begründet opponiert? Im Studierendenparlament ist diese Alternative zur rechten Senatspolitik zu realisieren.

Deshalb haben wir Leitgedanken für die Arbeit des zu bildenden AStAs hier zusammengefaßt:
Der soziale Krieg der Konkurrenzgesellschaft wird politisch weiter vertieft. Beherrschend ist das kalte Geschäftsprinzip: Senator Kusch empfiehlt das vorzeitige Lebensende bei mangelnder Verwertbarkeit; Präsident Bush will den langen, den umfassenden Krieg um Öl; Konzernpolitik ist Weltpolitik, die den Alltag weitgehend bestimmt.

Diese veränderungswürdigen Grundverhältnisse widerstreben den meisten und treffen auf - noch - unzureichende gesellschaftskritische Gegenwehr.

Für eine andere Welt sollte Friedenswissenschaft zur Leitwissenschaft entwickelt werden: Frieden ist die Überwindung der asozialen Ökonomie und Kultur des Kapitalismus. Angesichts der beabsichtigten Ausweitung des Irak-Kriegs und der realen Drohung mit der atomaren Zerstörung ist Wissenschaft der kooperative Erkenntnisprozeß, in dem sich konsequent der Beseitigung dieses Menschheitsproblems gestellt wird. Kriegsrelevante Forschung und revisionistische wie militaristische Ideologiebildung (auch in den Gesellschaftswissenschaften) sollten aufgedeckt und beendet werden, alle Wege der zivilen Konfliktregulierung, der Konversion und Abrüstung sind zu ermitteln und die Ursachen militärischer Konflikte handlungsorientiert zu erforschen. So kann geschichts- und zielbewußtes Forschen, sozial verantwortlicher Erkenntnisgewinn in Lehre und Studium, Transparenz der wissenschaftlichen Tätigkeit und solidarische Interessenvertretung das couragierte Anliegen aller Universitätsmitglieder werden.

Dabei ist von der prinzipiellen Gegnerschaft zum Verwertungsgebot auszugehen. Mit ihm wird ,mensch' allerorten segmentiert: Die Angelegenheiten des allgemeinen Wohls scheinen dem eigenen zu widersprechen. Anderen sei zu mißtrauen. Lernen und Arbeiten ist von fremden Interessen bestimmt. ,Privat' dominiert die Verdrängung bzw. Beschönigung der problematischen Lebenslage und der Möglichkeiten ihrer solidarischen Verbesserung.

Studiengebühren, selektive Bachelor- und Masterstudiengänge, Fakultätenbildung und schrittweise Privatisierung sollen diesen unmenschlichen Alltag kalkuliert vertiefen. Opposition ist hier die Voraussetzung jeder positiven Entwicklung.

Eine Bedingung menschlicher Entfaltung ist die kritische, gemeinsame Erkenntnis gesellschaftlicher Widersprüche: Die neoliberale Lüge von der Natürlichkeit der Konkurrenz, die harschen Anordnungen zur Normierung der Persönlichkeit, der politische Charakter der krassen sozialen Ungleichheit als wesentliches Hindernis solidarischer Entfaltung und die drückenden kulturellen Gebote zu Scham und Bravheit können durchschaut, kritisiert und engagiert überschritten werden. So werden Bildung und Wissenschaft zum Motor einer erfreuenden Entwicklung aller:
Aufklärung schafft Selbst-Bewußtsein!

Allgemeine Studiengebühren können noch verhindert werden. Der politische Senat würde darüber öffentlich straucheln. Die mehrheitliche Kriegsablehnung kann - begründet und mehrheitlich demonstriert - gesellschaftliche Wirkung entfalten. Eine fair-freundliche Alltagskultur durch gemeinsame, kritische Weltaneignung (und damit -veränderung) ist möglich, weil erkennbar nötig. Die Geschichte der Menschheit - auch der Arbeit der studentischen Interessenvertretung - birgt dafür reiche Erfahrungen und materielle wie kulturelle Errungenschaften.

Die Bewegung gehört auf die Füße gestellt.

Für diesen emanzipatorischen Prozeß muß der nächste AStA Initiativen beginnen und Strukturen schaffen.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Mittwoch, den 1. März 2006, http://www.harte--zeiten.de/artikel_381.html