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Erkenne die Verwertung - verwerte die Erkenntnis!

"Es ist nun einmal nicht zu vermeiden, daß alles, was einen Menschen bewegt, den Durchgang durch seinen Kopf machen muß - sogar Essen und Trinken, das infolge von vermittelst des Kopfs empfundenem Hunger und Durst begonnen und infolge von ebenfalls vermittelst des Kopfs empfundenen Sättigung beendet wird."
Friedrich Engels, "Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie", 1886, MEW 21, S. 281 f.

Auch in den studentischen Köpfen der Gegenwart soll das aufdringliche Diktat handlungsleitend sowie ichformend hängenbleiben, daß die ökonomische Verwertung von allem und jedem ebenso die höchste individuelle Beglückung aller sei.

Krieg ist Frieden, Massenerwerbslosigkeit ist Schicksal oder einzelnes Versagen, Talkshows sind geistvoll, Ausbeutung ist demokratisch, große Männer machen Geschichte, Möllemann hetzt nicht antisemitisch, Martin Walser ist ein humanistischer Schriftsteller, Nuts hat's, Wissenschaftssenator Dräger will für uns nur das Beste... - die Verdrehungen der Wahrheit sind Legion.

Dabei sollte die Wissenschaft doch...

Ja, die Ergründung von Ursachen und Widersprüchen; die adäquate Rekonstruktion von Prozessen in Gesellschaft, Natur und im Denken sowie ihre nachvollziehbare Beschreibung; die Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten respektive -alternativen, der demokratische und kritische Praxisbezug - das alles wären allgemein nützliche und förderliche Aufgaben der Wissenschaften und ihrer Subjekte.

Die Realität ist bekanntlich eine andere. Krieg sowie alle anderen Formen gesellschaftlicher Konkurrenz, die Verschleierung der Ursachen der Destruktion und die Legitimierung der Ungleichheit finden auch ihre Unterstützung durch die Wissenschaften.

Ist Krieg unvermeidlich?

Entspringt der private Besitz an gesellschaftlichem Reichtum der "Natur des Menschen"?

Garantieren einzig Konkurrenz und Wettbewerb die Handlungsmotivationen der Subjekte?

Hat der Mensch ein Gehorsamkeitsgen?

Läßt sich Politik auf die Strukturlehre von Institutionen begrenzen?

Dies - und mehr - sind konkrete Fragen allgemeiner Natur, mit denen sich die Wissenschaften zunehmend beschäftigen sollten.

Dazu bedarf es mündiger Menschen, bedarfsgerechter Ausstattungen, sozialer Absicherung, der Gremien der Interessenvertretung und der Selbstverwaltung sowie einer Universität, die sich einmischt in die öffentlichen Belange.

Ein repressives Hochschulgesetz ist hier von Übel.

Ein rechter Senat ist entschiedener Gegner wissenschaftlicher Erkenntnis und selbstbewußten Handelns.

Kritische Vernunft ist notwendigerweise politisches Handeln.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: juso-hochschulgruppe & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Montag, den 3. Juni 2002, http://www.harte--zeiten.de/artikel_290.html