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Vor dem Gesetz

Herr Dräger und die Fakultäten

,,Vor dem Gesetz
Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er später werde eintreten dürfen. >Es ist möglich,< sagte der Türhüter, >jetzt aber nicht.<“

Franz Kafka , ,,Vor dem Gesetz“, Teilparabel aus dem Roman ,,Der Prozeß“.

Der Herr Dräger ist gierig auf Fakultäten. Dabei hat er nicht die ehrwürdig-elitären fachlichen Haupteinrichtungen der Wissenschaften an der Universität im Sinn, sondern schlagfertig konkurrierende Betriebseinheiten, die willig ihre schnell verwertbare Arbeit feilbieten.

Für diese Handelskammerpolitik sollen die bisherigen Strukturen einer halbwegs demokratischen Massenuniversität mit ihrer Gruppenbeteiligung und den entsprechenden Mitbestimmungsgremien, die Ergebnis der Hochschulreform nach ,,'68“ sind, beseitigt werden.

Zu diesem Zwecke sollen die Fachbereiche und Institute sowie ihre Selbstverwaltungseinheiten aufgelöst werden. Die ,,Studien- und Forschungsstrukturen“ seien ,,zu kleinteilig parzelliert“. So lautet die sogenannte Begründung zu dem jüngst vorgelegten ,,Fakultätengesetz“, das der rechte Senat zur Diskussion bringt. An die Stelle der bisherigen Mitbestimmung auf so gut wie allen Ebenen soll der kapitalistische Zentralismus treten (bekannt aus Militär und Konzernen), indem Präsidium und die Dekane, welche der Präsident auswählen soll, die Universität nach den ,,Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit“ - man ist fast geneigt zu sagen: führen - managen sollen. Das habe dann ,,effektiv und effizient“ zu sein. Der Gesetzesentwurf liegt nun für eine Weile den Hochschulen zur Bewertung vor.

Welche andere Antwort als ,,Nein!“ ist hier vernünftig?

Der Widerstand dagegen, soll er nicht allein klagend sein, muß von einem Anspruch der Erweiterung demokratischer Rechte aller Universitätsmitglieder, einem kooperativen Verständnis der Interdisziplinarität, der sozialkritischen Verantwortung zur gesellschaftlichen Problemlösung, der Forderung nach bedarfsgerechter Finanzierung öffentlicher Einrichtungen, der notwendigen sozialen Absicherung der Studierenden, der gewollten Einheit von Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung ausgehen.

Der Entwurf ist so abzulehnen. Wir haben eigene Ansprüche und eine souveräne Perspektive.

Auf diese Weise macht die ,,Autonomie der Hochschulen“ einen vernünftigen Sinn.

,,Me-ti lehrte: Umwälzungen finden in Sackgassen statt.“
Bertolt Brecht, ,,Me-ti/Buch der Wendungen“.

V.i.S.d.P.: Olaf Walther & Golnar Sepehrnia, c/o Studierendenparlament, VMP 5, 20146 Hamburg.
Herausgegeben von: harte zeiten - junge sozialisten & fachschaftsaktive an der Universität Hamburg
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Veröffentlicht am Samstag, den 2. Oktober 2004, http://www.harte--zeiten.de/artikel_242.html